Die Anerkennung des kulturellen Völkermords, des Ethnozids

Das Hilfswerk der Kinder der Landstrasse

Die Schweiz war das erste europäische Land, das eugenische oder rassische Hygienetheorien gegen Menschen anwandte, die als anormal oder vererbungsgefährdend eingestuft wurden.


Es ist unmöglich, den Skandal zu ignorieren, der durch das Hilfswerk der Kinder der Landstrasse verursacht wurde. Auf Wunsch der Bundes- und der Kantonsbehörde gründete die Stiftung "Pro Juventute" 1926 das Hilfswerk der Kinder der Landstrasse. Der erklärte Zweck dieses Hilfswerks war es, jenische Kinder ihren Eltern weg zu nehmen, sie "in ein bildungsförderndes Umfeld zu implantieren", d.h. das Kind in sesshafte Pflegefamilien oder Institutionen zu platzieren. Einige Sinti Familien waren ebenfalls betroffen.


Die Stiftung "Pro Juventute" hat rund 600 Kinder entführt1. Darüber hinaus haben einige Behörden in der Zentralschweiz und andere Organisationen wie das "Seraphische Liebeswerk" (mit Sitz in Solothurn) ebenfalls mehr als 500 Kinder entführt. Insgesamt wurden mehr als 1.100 Zigeunerkinder entführt, die überwiegende Mehrheit dieser Kinder waren Jenische, einige waren Sinti2,3,4. Einige Experten schätzen sogar, dass fast 2'000 Schweizer Zigeunerkinder entführt wurden5,6,7. Wie viele Fälle ohne die Stiftung "Pro Juventute" direkt von den Kantonen erledigt wurden, ist noch nicht bekannt. Schliesslich waren fast alle jenischen Familien in der Schweiz betroffen.


Die meisten der ihren Eltern geraubten Kinder, die man zur “nomadischen Rasse” zu rechnete,  wuchsen in Heimen, psychiatrischen Einrichtungen, Erziehungsanstalten und Strafanstalten auf. Mehr als ein Viertel der gestohlenen Kinder wurde als Kriminelle gemeldet und in geschlossenen Einrichtungen untergebracht. Sie wurden auch bei Bauernfamilien untergebracht, wo sie als billige Arbeitskräfte dienten.

Die eigentlichen Kindeswegnahmen erfolgten offensichtlich vor, das heisst ausserhalb der rechtlichen Regelungen, mit Hilfe von Zuckerwerk und Schokolade und in der Hoffnung, die Eltern würden den Rechtsweg gar nicht erst beschreiten aus Angst, sie würden dann nicht nur ihre Kinder verlieren, sondern selber noch bevormundet werden. Zu solchen Entmündigungen von Eltern, die sich gegen die Wegnahme ihrer Kinder zur Wehr zu setzen versuchten, ist es in zahlreichen Fällen gekommen.

Eltern wurden oft in Zwangsarbeit interniert oder zwangssterilisiert, vor allem, wenn sie ihre Kinder holen wollten oder nach der Entführung eines oder mehrerer ihrer Kinder, zu Opfern sehr schwerer psychologischer Probleme gemacht.


In einigen Einrichtungen wurden Kinder und Eltern manchmal als Versuchskaninchen in der Medizin eingesetzt 8,9,10,11,12.

Einige der Kinder stammten aus sesshaften jenischen Familien, was beweist, dass die Schweizer Behörden das jenische Volk wirklich ausrotten wollte, und nicht nur die nomadische Lebensweise.

Das "Hilfswerk" verteilte die weggenommenen Kinder so dezentral wie möglich. Kinder, die im Tessin weggenommen wurden, kamen in Aargauer Anstalten, Bündner Kinder als Verdingkinder zu Schaffhauser oder Solothurner Bauern. Das "Hilfswerk" bediente sich dabei sowohl des Verdingkinderwesens und der staatlichen Anstalten verschiedener Kantone als auch der Anstalten des katholischen Sozialwesens, beispielsweise der Waisenhäuser der Menzinger und Ingenbohler Schwestern, der Heime und Pflegeplatznetze der Seraphischen Liebeswerke Luzern und Solothurn sowie der klosterähnlichen Mädchenheime de Kongregation Unserer Frau von der Liebe des Guten Hirten. Sogar im Mädchenheim des Guten Hirten Strassburg, also im Ausland, versteckte Siegfried eine grössere Anzahl von jenischen Mädchen aus der Schweiz.

Die Ausbildung der meisten dieser gestohlenen Kinder war rudimentär oder nicht vorhanden.

Mehr als 80 Prozent von ihnen konnten keinen Beruf wählen, sie sind gezwungen, für einen geringen Lohn zu arbeiten.

All diese Aktionen haben schwere physische und psychische Folgeschäden bei den Opfern bewirkt.


Dieses Programm wurde 1973 ausgesetzt, nachdem seine Veröffentlichung durch die Presse einen großen Skandal ausgelöst hatte. Die Stiftung "Pro Juventute" hat sich von diesen Praktiken distanziert und sich bei den Zigeunern für das begangene Unrecht entschuldigt, und es wurde ein Hilfs- und Entschädigungsfonds geschaffen, um zumindest eine Entschädigung in Form von Geld zu ermöglichen.

Nach 1973 wurden die Kinder an ihre Familien nicht zurückgegeben und Kinder standen bis in die 90er Jahre unter Vormundschaft. Einige Erwachsene, die durch dieses Programm traumatisiert wurden, leben immer noch unter Vormundschaft in Institutionen13.


Die Schweizerischen Eidge­nossenschaft hat den kulturellen Völkermord / Ethnozid, der an den Schweizer Zigeunern verübt wurde, noch immer nicht anerkannt. Das Hilfswerk der Kinder der Landstrasse hat jedoch die Menschenrechte so sehr verletzt, dass Experten seine Aktion als Völkermord bezeichnen. Völkermord ist eine offizielle Bezeichnung der UN-Konvention zur Verhütung und Bestrafung von Völkermord. Im Artikel 2 schliesst sie die gewaltsame Überführung von Kindern aus einer nationalen oder ethnischen Minderheitsgruppe in eine andere Gruppe und die Sterilisation Erwachsener mit ein. Das Hilfswerk der Pro Juventute selbst bestätigte, dass eine ihrer Aufgaben darin bestand, die Geburtenrate unter den Jenischen durch Begrenzung von Ehen, Sterilisationen und Internierungen zu senken.

Wir verlangen dass die Schweiz, den kulturellen Völkermord / Ethnozid anerkennt, den sie an den Schweizer Jenischen und Sinti begangen hat.


1. Ref. https://www.projuventute.ch/fileadmin/fileablage/ueber_uns/Kinder_der_Landstrasse/KiLa_Fragen_Antworten.pdf

2. Ref. http://www.thata.net/jenischekostenintensivverfolgtsparsamgefoerdert2009.pdf

3. Ref. www.thata.net/eindunklerfleckdeutsch.pdf

4. Ref. https://debatte.ch/2014/07/ins-kollektive-gedaechtnis-eingebrannt/

5. Ref. http://boowiki.info/art/oscar-awards-en-1957/jenisch.html: Mariella Mehr est né en Zurich en 1947 Jenish par une famille, raconte dans ses romans autobiographiques Programme Kinder der Landstrasse mis en œuvre par les Suisses Pro-Juventute de 1926 un 1974 pour la réhabilitation des enfants de la rue, puis traduit en un drame national, accusé de génocide[27][28].

Le programme a concerné 600 à 2 000 enfants qui jenish à un âge précoce par les familles d'origine ont été enlevés en fait, impliquant une association fédérale pour d'autres activités bénéfiques. Ce programme est un sujet très chaud pour la conscience des citoyens suisses.

6. Ref. https://www.swissinfo.ch/ita/svizzeri-senza-diritti/6435728: Aprire gli archivi

Gli autori del programma di ricerca PNR 51 "Integrazione ed esclusione" confermano che i casi accertati di bambini sottratti ai genitori sono 586. I cantoni più interessati sono i Grigioni, il Ticino, San Gallo e Svitto.

I dati non sono tuttavia completi e le stime parlano di circa 2'000 bambini. Oltre a Pro Juventute (che ha aperto i suoi archivi), furono infatti attivi anche altri enti assistenziali, come l'associazione cattolica Seraphisches Liebeswerk, la quale ha negato ai ricercatori l'acceso agli incartamenti.

7. Ref. https://www.unive.it/pag/fileadmin/user_upload/dipartimenti/DSLCC/documenti/DEP/numeri/n33/05_Sforzini.pdf:

L’operazione fu attiva dal 1926 al 1973, e vide Pro Juventute incaricarsi della tutela di un numero non accertato di bambini nomadi, stimato tra i 500 e i 2000, con l’aiuto delle autorità.

8. Ref. http://www.thata.net/jenischekostenintensivverfolgtsparsamgefoerdert2009.pdf

9. Ref. Der Schweizerische Beobachter, 1.Juli 1988.

10: Ref.  Fontana unter Druck, WoZ Nr. 51&52 / 1988.

11: Ref. Archiven klinik Waldhaus, Chur.

12: Ref. http://www.thata.net/thatabludok5.html: 3. Ist sich der Regierungsrat der Tatsache bewusst, dass Mündel des sogenannten "Hilfswerks für die Kinder der Landstrasse", deren Eltern und Verwandte sowie andere Jenische als Opfer eines gezielten Nachwuchsverhinderungs- und Familienzerstörungsprogramms auch in Zürcher Spitälern und psychiatrischen Kliniken speziellen Untersuchungen unterzogen worden sind? Betroffene berichten unter anderem von Zwangssterilisationen, Elektroschocks und Schädelvermessungen.

13: Ref. http://www.thata.ch/freiwildwoz.htm: Etliche dieser Kinder machten in Anstalten Selbstmord. Zahlreiche Opfer, Eltern wie Kinder, blieben zeitlebens so geschädigt, dass sie aus Anstalten und psychiatrischen Kliniken nie mehr herauskamen. Es fanden sich Wissenschafter, vorab Psychiater, welche die Jenischen generell als erblich minderwertig hinstellten. Es gab Ärzte, welche, aus dieser rassistischen Betrachtungsweise heraus, Jenische zwangssterilisierten oder gar kastrierten.


Alfred Siegfried mit jenischen Kindern
Alfred Siegfried mit jenischen Kindern
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